Römös Wahrzeichen übt einen besonderen Reiz aus und zieht jährlich über 80.000 Besucher in ihren Bann. Hell und friedlich zeigt sie sich demütig und ist zugleich Zeugnis schwerer Zeiten wie Hoffnungs-Spender.
Römös Kirche aus dem 12. Jahrhundert ist dem heiligen Clemens, dem Schutzpatron der Seeleute, gewidmet. Der heilige Clemens ist auch bekannt als Clemens von Rom, wo dieser einst Bischof war und als Nachfolger des Apostels Petrus zu den Apostolischen Vätern zählte.
Sankt Clemens war vom römischen Kaiser Trajan zur Zwangsarbeit im Steinbruch verdammt und soll schließlich einen Märtyrertod erlitten haben: Der Legende nach wurde er an einen Anker gekettet im Schwarzen Meer versenkt, an dessen Stelle ein Tempel entstand. Einmal im Jahr soll sich das Meer auf wundersame Weise geteilt und den Pilgern den Weg zum Grabtempel geöffnet haben.
Das Entstehungsdatum der Kirche kann nicht genau benannt werden. In einem Buch des Ribe Stifts findet sie erstmals 1340 Erwähnung. Auch die Verwendung von Ziegelsteinen deuten darauf hin, dass der Westflügel nach 1250 in gotischer Zeit entstand, wiederum deutet man das niedrige Chor auf die romanische Zeit. Die Bezeichnung “Sankt Clemens Kirche” ist 1514 erstmalig nachgewiesen.
Die Kirche wurde in mehreren Etappen erweitert. Gegen Ende des Mittelalters erhielt die Kirche einen für Westschleswig typischen Stil mit 4 Giebeln und einen pyramidenförmigen “trockenen Spross”. Im Zuge des ersten wirtschaftlichen Aufschwungs ließen sich mehr Menschen auf Römö nieder und König Christian IV befahl 1623 den Ausbau mit Fertigstellung des nordwestlichen Seitenschiffs in 1626, genannt “Noderkvist”.
Die Kirche wurde zur Zeit des zweiten Aufschwungs durch Wal- und Robbenfang erneut erweitert: 1700 wurde das Nebenschiff (Süderkwist) und 1750-51 das nordwestliche Seitenschiff fertiggestellt.
Die heutige Eingangstür stammt aus dem Jahre 1855.
Priester Sören Aagaard und 20 Mitglieder der Kirche von Römö beschlossen den Bau eines Altars, welcher 1686 durch den Bildhauer Peter Petersen aus Tönder aufgebaut wurde.
Der Altar setzt sich aus verschiedenen Teilen zusammen und wird auf der Rückseite mit Hilfe von Eichenleisten zusammengehalten.
Die zwei Heiligenfiguren aus dem 14. Jahrhundert stammen möglicherweise von einem älteren Altar der Kirche. Die eine Figur trägt einen Becher und ein Kreuz als Symbol des auferstandenen Christus, die andere Figur stellt Sankt Clemens dar, mit einer Taube in der rechten Hand und einem Anker in der linken Hand.
Man kann sich vorstellen, dass man die Kirche und Friedhöfe im späten 17. Jh. nicht als heilige Figur verstanden hat, sondern als Symbol für die christliche Grundkonzeption "Hoffnung”. Im neuen Testament wird der Anker als Zeichen der Hoffnung bezeichnet, das in Gottes Frieden und Freude verwurzelt ist.
In Zuge der Reformation könnte es zu einer Umdeutung der beiden Figuren gekommen sein, weg zum Symbol der Heiligen und hin zum Zeichen der Hoffnung.
An den Seiten des Altars sind einige üppige Frauen oder Mutterfiguren mit Kindern, welche traditionell als Symbole der Liebe interpretiert werden, ebenfalls ein zentraler Begriff im christlichen Glauben.
Hinter dem Altar finden sich zwei Glasmosaiken, die Glauben und Hoffnung symbolisieren. Jene Mosaiken wurden während der Besatzung im Jahr 1942 an die Kirche übergeben, wo die Konzentration auf Glauben und Hoffnung eine tiefgründige Bedeutung hatte.
So lässt sich ein Teil des Altars als Darstellung der 3 grundlegenden Begriffe Glaube, Hoffnung und Liebe verstehen.
Der Altarbild zeigt das letzte Abendessen mit Jesus und den 12 Jüngern.
Auf jeder Seite des Altars befinden sich Beichtstühle aus dem 18. Jahrhundert, links der des Pfarrers, rechts in der Ecke der des Kaplans.
Der ältestes Gegenstand des Inventars von Römös Kirche ist der Taufstein aus der Zeit um 1100. Der Granitblock setzt sich aus eine Becken und Fuss zusammen, beide verziert mit hervorspringenden Menschenhäuptern. Die Taufschüssel aus dem 17. Jhd. stammt aus Holland, ist mit Tulpen verziert und trägt die Inschrift “YS VAN ALLEN SCHRIFTHUREN HET SLODT NYT SONDER GODT”, übersetzt “Alle Schlussfolgerungen der Heiligen Schrift lauten: Nichts ohne Gott”.
Der Altar der Sankt Clemens Kirche auf Römö zeigt das Abendmahl
Angelehnt an die katholische Tradition der “Votivtafeln” als Bitt- und Dankgaben, wurden Schiffsmodelle als “Votivschiffe” von den Kapitänen und Schiffseignern für die Heimatkirche auf Römö gestiftet, um mit Gottes Segen zu segeln oder wenn die Seeleute dank Gottes Hilfe aus Seenot überlebten. Römö war vom 16.-18 Jhd. ein bedeutender Standort für den Walfang und die See forderte ihren Tribut. Die sieben Votivschiffe hängen von der hellen Holzdecke und erstrahlen im Licht mehrerer Kronleuchter.
Die bunte Kanzel von Römös Kirche stammt aus dem Jahr 1584 und wurde in Frührenaissance geschnitzt. Im Rahmen der Kirchen-Erweiterung wechselte sie ihren ursprünglichen Platz und musste angepasst werden. So fehlen u.a. die Anfangsbuchstaben der Inschrift “(CLAMA NE) CESSE QUASI TUBA EXALTA VOCEM” (Es ist nötig zu rufen, seine Stimme wie eine Posaune zu erheben). Die Inschrift richtet sich an den Pfarrer, der angehalten wird, ein deutliches Signal auf seiner Posaune zu blasen, klar und deutlich zu sprechen, den Zuhörer nicht im Zweifel über das zu lassen, was Gott verlangt.
Der Baldachin über der Kanzel wurde vom Seemann Matis Jensen gespendet. Sein Name findet sich gemeinsam mit dem des damaligen Gemeindepfarres Jens Engelbrechtsen und der Jahreszahl am Rande des Baldachins.
Die Inschrift zitiert Matth. 10 “NON VOS ESTIS QUI LOQUIMINI SED SPIRITUS PATRIS VESTRI QUI LOQUITOR IN VOBIS” (Denn ihr seid es nicht, die da reden, sondern eures Vaters Geist ist es, der durch euch redet) und richtet sich an die Kirchgänger, welche in den Worten des Pastors die Predigt Gottes hören sollen.
Der fertigende Tischler vergaß das Wort PATRIS, welches erst später in winzigen Buchstaben eingefügt wurde.
Im Zuge der Reformationsbewegung nahm König Christian III die lutherische Konfession an. 1536 wurden die Kirchengüter eingezogen und die lutherische Konfession zur allein gültigen erklärt, die katholischen Bischöfe wurden in Gewahrsam.
Eine zentrale Rolle nahm dabei der Theologe Hans Tavsen ein, welcher 1523-24 in Wittenberg studierte und in den Bann des Lutherischen Gedankenguts geriet und 1542 als Bischof von Ribe eingesetzt wurde. Die Kanzel zeigt auf der Front (unterhalb von “ALTA VOCEM”) das Konterfei von Luther.
Im 17. und 19. Jahrhundetr mangelte es der Kirche auf Römö an Geld für die Instandhaltung und so bot man den Helfern die Möglichkeit, seine eigenen Kirchenbänke zu kaufen. Viele wohlhabende Seeleute spendeten und gravierten die Namen auf ihren festen Sitzplatz.
Auf einer Bank neben der Kanzel findet man den Namen HPP Möller. Dieser heiratete später die aus dem östlich von Römö gelegenen Ballum stammende Kiersten Pedersdatter Maersk. Ihr Sohn Peter Maersk Möller wurde 1836 auf dem Familienbauernhof in Österby geboren und gründete 1904 zusammen mit seinem Sohn Arnold Peter Möller die Firma "Dampskibsselskabet Svendborg", aus dem die heute weltweit größte Containerschiff-Reederei “AP Möller Maersk” hervorging.
Die Zeit, wo man sich ein Recht auf bestimmte Sitzplätze kaufen konnte, ist längst vorbei. Und dennoch setzen sich die Familien Römös immer noch gerne auf die Stühle, wo ihre Familie über Generationen hinweg seinen festen Platz hatte.
Blick auf den Altar über die Kirchenbänke - in Reihe 1 die Kirchenbank von Maersk Möller
Früher gingen die Männer auf Römö zum Ausdruck ihres Status und Wohlstands mit Hüten in die Kirche. Zunächst wurden die Hüte neben sich auf die Bank gelegt, doch mit dem Walfang wuchs der Wohlstands und die Inselbevölkerung. Es mangelte an Platz in der Kirche, so dass man mit 15 schmiedeeisernen Hut-Haken Raum für die hohen Hüte schuf. Den Anfang machte ein Peter Jensen Manö, welcher in der Grönlandfahrt anfing, später Kapitän im “Königlichen Isländischen Handel” wurde und zum Direktor aufstieg. Sein Hut-Haken befindet sich hinter der Fregatte und ist mit seinen Initialen P.I.M. verziert. In der Regel sind diese Haken an der Decke angebracht, die Ausnahme bildet der vielleicht markanteste: Ein Rentiergeweih auf einer Harpune, welches 1792 vom selbigen Direktor in der Nähe der Schiffstreppe angebracht wurde.
Von der Kirchen-Decke hängen schmiedeeiserne Haken für die herrschaftlichen Hüte.
Zwischen Altar und Kanzel befindet sich die Gedenktafel zu Ehren Römös Gefallener des Ersten Weltkriegs. Dänemark verhielt sich im ersten Weltkrieg zwar neutral, jedoch gehörte Römö seit dem Deutsch-Dänischen Krieg seit 1867 zu Schleswig Holstein und damit war Römö seit 1871 Teil des Deutschen Reichs.
Etliche Einwohner Römös verließen damals die Insel, um dem preußischen Wehrdienst zu entgehen. 1920 fand eine Volksabstimmung statt, in welcher über die Staatszugehörigkeit Nord-Schleswigs entschieden wurde: Knapp 75% der Stimmberechtigten bekannte sich zu Dänemark.
Nach der Wiedervereinigung Dänemarks wurde der ältere der beiden Dannebrogans als Ausdruck der Freude von Heimkehrern gespendet. Auf einer kleinen Metallplatte des Fahnenträgers wurde ein Bibelzitat, Psalm 126:3 eingraviert “Herren har gjort store ting mod os, og vi blev glade”, zu deutsch “Der HERR hat Großes an uns getan; des sind wir fröhlich.”
Der Friedhof der Sankt Clemens Kirche von Römö spiegelt in einzigartiger Weise die Geschichte der Insel wider.
An der nördlichen Mauer von Römös Friedhof findet sich eine Sammlung von 36 Grabsteinen wohlhabender Walfangkapitäne: die Kommandör-Steine. Jene Kommandör-Steine sind Grabplatten, welche 1964 zum Schutz gegen die Witterung an der zur Sonne ausgerichteten Mauer angebracht wurden. Etliche Steine konnten nicht erhalten werden und finden heute als Fliesen in den Gängen des Friedhofes, als Stufen oder sogenannte Liegesteine in alten Häusern Verwendung.
Römös Kommandöre brachten ihre Steine aus Kalk-Sandstein von ihren Reisen mit und ließen die Meißelarbeiten teilweise in Holland bei bekannten Steinmetzen anfertigen. Bei genauer Betrachtung sieht man anhand der unterschiedlichen Gravur, dass das Todesdatum zunächst offen gelassen und erst später auf Römö eingraviert wurde. Einige Grabsteine tragen auch die Familienchronik, erzählen ganze Geschichten und geben Eindrücke vom damaligen Leben. Die hohen Erträge aus dem Walfang bescherten den Seeleuten, insbesondere den Kapitänen (holländisch “Kommandör”) Wohlstand und ermöglichte die stattlichen Kommandörhöfe. Während der Walfang-Saison im Sommer unterhielten die Frauen als “gottesfürchtige und tugendsame Matronen” monatelang den Hof.
Der imposanteste Stein stammt vom Kommandör Mikkelsen, dem Vorfahren von Reeder A.P. Möller. Mikkelsen ist umgeben von seinen 6 Frauen und 21 Kindern.
Andere Steine erzählen von den Seeleuten aus Römö des 20. Jahrhunderts und Diphtherie-Epidemien. Empfehlenswert ist ein geführter Friedhof-Rundgang!
Es gibt zahlreiche Commonwealth-Denkmäler und 36 Soldatengräber, 4 davon aus der Skagerakschlacht vom Ersten Weltkrieg und 32 vom Zweiten Weltkrieg. Auf Römö selbst wurde zwar nicht gekämpft, jene alliierten Krieger stürzten über Römö ab oder die Meeresströmung trug sie nach Römö, wo sie anonym bestattet wurden.
Die jüngsten Gräber stammen von Dänen und auch Deutschen, die den Friedhof als ihre letzte Ruhestätte gewählt haben.